Schlauchbootfahrt.

Man hatte uns weit ab vom Schuss plaziert, vielleicht hatten die anderen Boote auf der Sail wirklich angst vor der Beberich und ihrer Crew, denn hart im Nehmen – und natuerlich auch im Geben sind sie ja, und nichts und niemand konnte sie aufhalten als sie dann doch auf der Sail aufschlugen, natuerlich mit dem Schlauchboot; mit dem Taxi koennen das die anderen machen.

Bei westlichen Winden um 4Bf ging es von Nordsee-Yachting erstmal zum Schaufenster-Fischereihafen im anderen Becken. Ein leichte Uebung fuer uns und doch Vorschriftsmaessig mit Rettungsweste und durch den immer wieder einfallenden Regen in guter Seemannskleidung. Danach packte uns der Ehrgeiz, schnell zur Doppelschleuse und ausschleusen. Leider mussten wir im Regen, teilweise geschuetzt vom Ersatztor der Schleuse etwas warten, dann ging es mit zwei anderen Booten raus. Einige gaben schon kurz vor dem Schleusen auf und wollten bei dem Wetter nicht mehr raus: Hafensaenger ;)
Dann kam der spannende Teil schon im Vorhafen versuchte ich immer wieder einen Blick auf die Wellenlage draussen auf der Wester zu erhaschen, „Geeste oder Weser“ ging mir durch den Kopf und ich entschied mich auch wegen der Vorfreude meiner lieben Begleitung für Ersteres – also raus auf die Weser, natuerlich Kreuzsee und die beklopptesten Wellen im Bereich der Mole, danach einfach nur noch etwas grosse Welle fuer das kleine Schlauchi aber nungut. Waere da nicht das Schiff „Senator“ gewesen eine – fuer das Wetter ;) – ruhige Ueberfahrt. Legt der Kapitaen dieser Kiste von der Seebaederkaje ab, duempelt da langsam rueckwaerts auf uns zu so das ich schon den boesen Blick aufsetze und dann gibt er Gas – und nein, er faehrt nich mal eben 10 m weiter zurueck und an meinem Heck vorbei,- noe schoen mit Vollgas vor meinen Bug – fazit: Boese Welle, viel Wasser und ich bruellend an die Gaeste die grinsend an Deck stehen „Sagt eurem Kapitaen mal der soll nen Fuehrerschein machen, was soll der Scheiss“. Danach die Funke raus und den Dampfer gerufen,- is klar; keine Antwort der Depp. Ja, wir waren im Schlauchboot, ja wir waren im Fahrwasser, ja WIR hatten Vorfahrt, nich einer der da ablegt und sein Schiff bei den westlichen Winden nicht unter Kontrolle hat. Ganz ehrlich – waere ich etwas aelter und in der „OpasSchwerzenJedenAn“-Phase, dann waere ich gewillt ihn wegen versuchter fahrlaessiger Toetung anzuzeigen, doch wir sind natuerlich im richtigen Alter und somit ruhig und gelassen und so bleibt es bei einem „Verpiss dich du Arsch und ich hoffe wir sehen uns nicht wieder auf dem Wasser“ ueber diesem Wege …. ganz nebenbei, ihr koennt mal raten welchen Heimathafen hinten auf der Senator steht, … richtig: Bremen.
Und wo ich die Funke schon in der Hand hatte: „Neuer Hafen Schleuse fuer die Plan Be“, „Neuer Hafen hoert“, „Ja, wir wuerden gleich gerne einschleusen, Weser zu Neuer Hafen mit einem klitzekleinem Schlauchboot“, „Jau geht klar, kommt gleich was raus, dann koennt ihr mit rein“. Wir peesten also an der Krusenstern vorbei und ab ging es in den Vorhafen, festhalten an der Nordseite an einer Leiter und warten auf die Schleuse. Kurze Nachfrage ob was Grosses mit rein geht und wir warten sollen, ueber den Funkverkehr gelacht da eine Segelyacht fast nicht einlaufen durfte weil es mit nem etwas groesserem Boot verwechselt wurde welches wohl nur Aerger machte. Und am Ende wurden dann diese Yacht und unsere Plan Be geschleust – natuerlich vor ca. 24316 Menschen die an den Schleusenmauern standen.
So begannen wir unsere Sailrundfahrt in Richtung Alter Hafen, unter der Klappbruecke hindurch bis zum Suedlichsten Ende des Alten Hafen und dann anlegen zwischen der „Rau“ und der „Elbe 3“, da hatte jemand extra fuer uns einen kleinen Schwimmsteg hingelegt. Perfekter Anleger fuer uns: Danke. Von dort ging es zu Fuss und fuer mich Barfuss eine leckere Pommes essen und dann einen heissen Kakao geniessen, „Plan Be“ immer im Blick.
Nach einiger Zeit machten wir uns wieder auf, es nieselte gerade aber das stoerte uns nicht. Es ging durch eine Rundfahrt durch den Neuen Hafen. Kurz vor dem noerdlichesten Ende knallte es dann. Der Motor heulte auf und es gab kein Vorwaertskommen mehr. „Mist, ich hatte das Stueck Holz gesehen und dachte noch dran es bloss nicht zu treffen“ – Tja, Pustekuchen: Getroffen. Der Scherstift an der Schraube scheint durch zu sein. Glueck im Unglueck, wir sind ca 5m von einem Schwimmsteg entfernt auf den uns der WInd eh zutreibt. Dort Motor ab, und Obelix spielen: Natuerlich ist kein Werkzeug an Bord, also muss ich mit den Fingern den Sicherungsstift zusammendruecken. Ich benutze eine leere Becksflasche als Hilfe und irgendwann ist es geschafft, die Schraube ist ab und mit aehnlichem Kraftaufwand kann der Rest vom Scherstift entfernt werden. Neuer Stift rein, Obelixmaessig wieder den Sicherungsstift auseinandergedrueckt und Motor wieder ans Boot: Laueft.
Wir machen uns auf zur Schleuse und ich sehe wie sie zum Neuen Hafen geoeffnet ist, doch ploetzlich schalten die Lichter auf Rot und die Schleusentore beginnen sich zu schliessen. Flux habe ich das Funkgeraet in der Hand und rufe die Schleuse. Ohne grosse Antwort halten die Schleusentore auf halben Wege an und wir duesen in die Schleusenkammer. Diesemal sind die Blicke noch etwas extremer, kein Wunder wenn fuer uns die Schleusentore aufgehalten werden und dann zwei mit kompletter Montur bekleideten Leute mit ihrem 2,3m Schlauchboot neben dem riesen Pott, der gerade mal in die Schleuse passt, einlaufen und es draussen jetzt sicherlich mit knappen 5Bf weht.
Fuer einen an Bord beginnt gleich der Spass draussen in der Welle, fuer mich ein bisschen Nervenkino – denn es darf nix falsch laufen, die Wellen sind staerker als wir. Egal, passieren kann nix – ausser dass ein paar Sachen futsch sind, selbst wenn wir kenntern wuerden, der Wind weht uns und das Boot auf die Seebaederkaje, schlimmes kann nicht passieren.

Als wir die Krusenstern passieren kommen die ersten Wellen, es muss gepuetzt werden denn durchgehend kommt das Wasser so heftig ueber den Bug das wir zu viel Wasser machen. Die Wellen klatschen mir ins Gesicht als ob ich bei Orkan mit der Beberich unterwegs waere. Sarah lacht und erfeut sich an dem Wasserspass so doll wie in mir die Konzentration waechst. Ein Dampfer der Wasserschutzpolizei haelt auf uns zu, ok – nun sind wir auf der verkehrten Seite im Fahrwasser und ich versuche auch gen Lee abzulaufen, soweit wie geht. Wenigstens haelt die Waschpo uns nicht an, passiert uns nur in voller Fahrt und die entstehende Welle ist wirklich Grenzwertig, ein paar Eimer Wasser landen in der Plan Be. Kurz vor der Mole versuche ich die Doppelschleuse anzufunken, ich sehe wie die Bruecke hochgeht und ich wuerde gerne noch mit in die Schleuse. Auf der Doppelschleuse hoert man von uns nicht viel, wir sind fuer die Handfunke noch zu weit weg und der Motor droehnt einfach zu laut. Ich drossel die Geschwindigkeit und versuche es nochmal – es klappt, die Schleusse weiss bescheid das wir kommen un dich gebe Hackengas. Wir duesen in den Vorhafen, vorbei an einem traditionssegler der in die grosse Kammer will ab in die kleine Kammer und machen hinter einem Trimaran fest. Die Blicke sind uns wieder sicher, man kann das „Wo kommen die denn her“ aus jedem Gesicht lesen. Das Schleusentor bleibt derweil noch offen, wir warten auf einen weiteren Traditionssegler der noch mit soll. Als dieser endlich drin ist werden wir geschleust, es geht abwaerts und ein kleiner krabbelnder Krebs an der Schleusenmauer vertreibt uns die Zeit bis er die letzten 20cm wieder ins tiefere Wasser faellt. Naja, wenigstens fuer einen Moment konnten wir gucken ;)
Als die Schleuse aufgeht machen wir uns auf die letzte Strecke die uns noch weit mehr Wasser bringt als draussen auf der Weser, zwar nicht so viel auf einmal, dennoch stetig gibt es Wasser der kurzen Hackwelle ins innere der Plan Be. Puetzen muessen wir aber nicht mehr, datt schaffen wir auch so. Kurz vor der Beberich wird uns langsam kuehl, wir scheinen durch bis auf die Knochen und erreichen zufrieden das Heck der Beberich. Es regnet gerade wieder. Schnell schnappen wir uns Duschsachen und trockene Klamotten und verschwinden unter der Dusche. Wirklich eine tolle Tour, Nass, Spassig, Konzentriert, Aktion, Abenteuer und nachher eine wirklich gensussvolle heisse Dusche.

3 Gedanken zu „Schlauchbootfahrt.“

  1. Gut, dass ich nicht in dem Schlauchboot saß! Ich habe dafür die Fahrt von Cuxhaven nach Brhv. in der Beberich genossen.

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