Es geht um Liebe, die Leidenschaft und herzzerreissenden Schmerz im Busen des Menschens. Schon vor ueber 200 Jahren verfasste Goethe eine Geschichte von immer wahrhafter Aktualitaet. Wen interessiert die Wirtschaftskrise wenn man die beschriebenen Gefuehle in sich spuehrt und man sich so sehr zerrissen fuehlt. Werther verliebt sich in Lotte. Albert ist Lotte versprochen. Was Goethe damals in der wunderschoen blumigen Sprache des 18. Jahrhunderts und als Briefroman niederschrieb interpretiert Dariusch Yazdkhasti in einer modernen musikuntermalten Inzenierung die mit einem klaren Buehnenbild die drei Hauptkaraktere so wild und lebhaft ueber die Buehne fliegen laesst, dass man die Leidenschaft, die Sehnsucht und auch den Schmerz in jedem der drei Gesichter ablesen kann. Agnes Richter als Lotte, Imanuel Humm als Albert und Stefan W. Wang als Werther ueberzeugen mich alle drei in ihren Rollen. Klitzekleine „AnfangsWortVerwechsler“ sind leicht zu verzeihen – der teilweise krasse Sprung von Original Text zu umgangssprachlichen Floskeln der Neuzeit erfordern sicherlich ein hochmass an Konzentration – und als Zuschauer der sich von den Gefuehlen mitreissen laesst wirk das ganze ‚eh wie eine rasante Fahrt durch die Gefuehlswelt in der man nur selten verschnaufen darf um sich der Erguesse der dunklen Wolken uber den Augen zu entledigen.
Fazit: Wer Gefuehle hat – ab ins Theater. Hinsetzen, zuhoeren, reflektieren – mitreissen und Gefuehle raus lassen. – Und dann ab nach draussen und verlieben, egal ob nun gluecklich oder ungeluecklich. Geniesst die Leidenschaft.
Die Leiden des jungen Werthers gibt es noch bis Februar im Schauspielhaus Kiel.