… auch im Kopf!
Hatte ich mir fuer heute doch wieder 80sm vorgenommen, was ungefaehr 13 Stunden durchfahren bedeutet. Ich malte mir aus, uebermorgen in Stockholm zu sein, was 3 Tage hetzen bedeutete. 80sm plus 85 und nochmal ca. 50 durch die Stockholmer Schaeren. Als ich heute an der „Bla Jungfrun“ (Blaue Jungfrauen) Insel vorbeifuhr kam es mir in den Kopf: „Diese Insel ist nur bei sehr ruhigem Wetter auf eigenem Kiel anzulaufen, schon bei ein bischen Wind entsteht gefaehrliche Duenung“ – Auf der Rueckreise wollte ich sie mir anschauen .. aber wer weiss, dachte ich auf einmal, wer weiss was fuer Wetter dann ist – ich ueberlegte hin und her und war schon fast dran vorbei. – Autopilot aus, Ruder rumgerissen, direkter Kurs auf Suedspitze Bla Jungfrun – „Ich habe Zeit, ich bin im Urlaub“ ging es mir durch den Kopf … Stueck fuer Stueck Sven, Stueck fuer Stueck – es ist egal ob du ueberhaupt in Stockholm ankommst und es ist somit auch egal ob du morgen oder in vier Tagen dort ankommst, du sollst dich erholen. Der Weg ist das Ziel ;-)
Und man mag es kaum glauben, ich hoerte auf mich ;-) Nach den langweiligen Stunden motoren gen Norden war dies aufregende Abwechslung. Im Sueden der Insel vor Anker gehen, wie weit kann ich ran, wie weit muss ich ran? Die Tiefe geht hier ratzfatz von 3 auf 40 Meter – an so einer Kante darf ich keinen Anker schmeissen, das haelt nie. Ganz nah ran geht auch nicht, ich weiss nicht was fuer Felsen dort sind. Also ganz langsam rangetastet, Anker klar gemacht und geworfen, ein bischen hin und her, gezuppel hier, unzufrieden sei dort, nochmal so und dann hier – und zack hing ich am Anker. Zehn Minuten lang beobachte ich genau meine Position … ok, er scheint zu sitzen. Ca. 25 Meter trennen mich vom Ufer. Das bedeutet natuerlich das Schlauchboot klar machen. Gedacht, getan – auf dem Vordeck breite ich das Schlauchboot aus und pumpe es auf – eine schweisstreibende Sache bei der Hitze – wie alles was ein bischen kraft erfordert. Hier vor Anker weht auch noch nicht mal ein kleines Fahrtwindlueftchen, so dass der Schweiss sofort rinnt ;) und ich das erste mal meinen Sonnenbrant auf dem Ruecken spuehre.
Ich setze mit einem Paddel ueber. Ich komme mir vor wie ein Entdecker. Die Insel ist unbewohnt und es scheint niemand dort zu sein. Der Mann, sein Boot, das Meer und eine Insel! Wow. Ich betrete das Eiland und verbrenne mir fasst die Fuesse. Die komplette Insel besteht fast nur aus Steinen die sich in der Hitze der Sonne aufgeheitzt haben, ohne die Beberich aus dem Blickfeld zu verlieren erkunde ich die Gegend. Ziemlich mystisch hier. Ein Steinlabyrinth auf dem Boden, alles urig bewachsen und mitten drin ein Plumpsklo fuer Besucher – fuer mich! Und sogar einen Infostand gibt es, – inklusive Prospekt von der Insel! In Schwedisch, Englisch und Deutsch – grandios!
Endlich kommt in meinem Kopf der Urlaub an, die Ruhe setzt sich nieder und baut sich sein Nest. Ich habe Zeit, ich kann machen was ich will .. und solange genug Wasser unterm Kiel ist hin wo ich will. ;-) So bin ich nach der einsamen Insel in Byxelkrok gelandet, ein kleines Dorf fast an der Nordspitze von Oeland. – Als ich meine Route plante wollte ich minimal an die Nordspitze von Oelland – das habe ich nun geschafft und liege zwischen zwei Fischern im Hafen der recht Idilisch wirkt, viele kleine rote Holzhaeuser, Faehranleger, Kiesstrand … eben wie man sich Schweden vorstellt. Gegenueber liegt ein Boot vom ASC Kappeln und daneben eines aus Kiel ;-)
Zwei Dinge noch: Beim Cockpitschrubben (was mal wieder total sinnlos war, denn 2 Stunden nachdem es wierder trocken war sah es genauso dreckig aus wie vorher) hab ich ersmal vergessen das Fenster der Achterkajuete zu schliessen – is jetzt etwas feucht die Madratze ;) – und mein iphone wurde etwas gewaessert und Sponn so vor sich hin, jetzt scheint es nach einer ruhe Phase wieder zu gehen, hoffe also weiterhin Positionsmeldungen auf twitter zu veroeffentlichen. – Das Zweite, mein Anlegemanover: Fuer diesen Urlaub wars das erste, und auch sonst bin ich ja immer nervoes wenns ums An- und Ablegen geht und heute wars dann mal wieder besonders stark mein nervoes-sein. Segeln kann jeder, aber eben An- und Ablegen trennt die Spreu vom Weitzen. Man weiss ja auch immer nich wie es im Hafen aussieht, ob man nun Laengsseit geht oder an Heckboje oder watt weiss ich, so ist die Beberich schon vor der Hafeneinfahrt auf so ziemlich alles vorbereitet. Am Hafenanfang begruesst mich der Hafenmeister – Er fragt nach dem Tiefgang, „Two meters!“ rufe ich ihm rueber und er zeigt mir das ich ihm folgen soll, hinter die Fischerboote. Ich steuer die Beberich langsam um die Ecke und da steht der Hafenmeister, eine kleine Luecke von 1 1/2 Schiffslaengen der Beberich. Steuerbord-Laengsseits zur Kaje. Ganz sanft steuer ich die Beberich in die Ecke, so das der Hafenmeister locker die Bugleine vom Bugkorb nehmen kann, dann Rueckwaertsgang und Steuer Backbord und die Beberich zieht ihr Heck sanft an den Kai. – Man, ich weiss gar nicht was ich will – „Welcome here on Oeland!“ sagt der Hafenmeister – hat sonst wer heute noch so koeniglich angelegt? – Die beiden auf dem Boot aus Kiel, die just vor mir eingelaufen sind haben den Motor jedenfalls noch am laufen als ich meinen schon Minutenlang aus habe und schon die Springs gelegt habe. Ich bin zufrieden. Ein superschoener Tag, Super Ankern und nun in diesem romatischen Eckchen. Sehr fein, sehr schoen. Endlich Urlaub.
Nur die Koenigin fehlt.
Die Natur ist nicht anzuzweifeln, die Gesellschaft hingegen schon.
Zitat meinereiner ;-) .. und so kann ichs hier tatsaechlich geniessen, und bei jedem Lansgang merke ich, das es mich gar nicht so sehr in die Staedte zieht, dort wo die Gesellschaft lauert ;-)))
Ich geniesse an Bord, an Deck, am Wasser ;)
Ahoi. Sven
Einmal am Tag in Gedanken ans Meer reisen,
alle Termine, alle Pflichten und Sorgen vergessen
und den Fuß vorsichtig ins kühle Nass setzen.
Spüren, dass wir klein sind, wie ein Tropfen
und doch „Einzigartig und Wunderbar“
Geniesse die schöne Zeit und lass Deine Seele mal richtig baumeln.