Hast Du eine Mutter: Hast Du immer Butter.
Der Spruch ist zwar von Helge Schneider, aber recht hat er. Eine Mutter kümmert sich um Dich (wenn se nicht ganz undicht ist) und drum hat sie zwischendurch auch mal ein richtiges Fuschstückchen verdient. Und was für Eins! Eben Angemessen.
Mitte Oktober saß ich bei Muttern zum Kaffee und in der Unterhaltung fiel aus Gründen dann irgendwann der Satz „Ich brauch da nur noch so einen kleinen Beistelltisch, auf dem Papa sein Handy mal laden kann. Doch irgendwie finde ich nichts was zum großen Schrank und dann auch noch in die Ecke dort passt …“. Als pflichtbewußter Sohn kommentierte ich das Begehren etwas halbinteressiert aber dennoch zufriedenstellend für Muttern. Innen in mir drin ging es anders zu: „Fuck, wie soll ich das den bauen?! Wah? Hat sich mal einer den Schrank da vom Tischler genau angeschaut,… verdammte Scheisse, wer denkt sich denn sowas aus, das ich das bauen soll? Das Gewissen spinnt jawohl, verdammt noch mal!“
Doch: Challenge accepted. Herausforderung angenommen. Es gibt nur eine Mutter. Und was sie will kriegt sie (manchmal ;-).
Kaum zuhause, ran an den Rechner: Halbrundfräser bestellt. Drei verschiedene Durchmesser, denn ich war mir nicht sicher welche ich brauchen würde. Bis auf die Erinnerungen im Kopf hatte ich zu der Zeit nichts. Schönes Ding, dass Muttern just ein paar Tage später aus irgend einem anderen Grund ein Foto von ihrem Schrank sendete. Ich denke ich hab noch nie so lange vor einem Möbelfoto gesessen ;)
Bis die Fräser eintrafen machte ich mir die ersten Gedanken, wie das Schränkchen aussehen könnte, konstruierte es mir in fusion360 und bereitete schon mal den Fräspfad für den ersten Test vor. Denn eines ist klar – wenn ich die markanten Designelemente nicht packe, kann ich das ganze Ding vergesssen. Also als erstes Frästest der kleinen vertikalen Rundnuten, die natürlich auch noch um das Werkstück an zwei Seiten herum gehen müssen. Eines der liebsten Dinge des Fuschers: Genauigkeit: *würg*.
Dazu das erste Mal an der CNC Holzeile hochkannt einspannen – und wie gesagt, die Fräsungen der anderen Seite treffen. Fast gut, nicht perfekt – aber der Beweis, das es gehen wird.
Da ich die Masse des Standortes und der Details des bestehenden Schrankes noch nicht kannte wurde das Schränkchen in fusion360 Parametrisiert. Das erlaubte mir die Zeichnung in Ruhe mit Schätzmassen zu erstellen. Als ich dann irgendwann mal wieder bei Mama war, sie mir gerade Butter aufs Brot schmierte (im wahrsten Sinne des Wortes!), ging ich kurz Masse abgreifen und Detailfotos machen. Zu hause brauchte ich dann nur meine Parameter des Schränkchen zu ändern und schon passte sich die Zeichnung und auch die Teileliste an. Manchmal sind Computer echt cool.
Die nächsten Wochen beschäftigte ich mich mit den verschiedenen Herausforderungen. Das eine war das auffinden von Hinweisen, wie man zB. konische Schrankbeine herstellt und das andere war Werkzeug und Material zu bekommen! Man man man: Der Abrundfräser für die Tischplatte hat mich manchen Nerv gekostet – viele Stunden suchte ich, bis ich einen passenden Fräser fand, der dem Original entsprach. Augen zu beim Preis und bestellt: „Tut mir leid, haben wir nicht mehr, kriegen wir auch nicht mehr rein …“
Und äh, über das Holz sprechen wir ja erst recht nicht. Da steht man im hohen Norden, hat die Taschen voller „Is-ja-für-Mama“-Geld und würde gerne sagen: „Mein Name ist Sven, ich kaufe hier ein.“ – Ja, aber bitte was soll ich wo kaufen? Es fand sich kein Laden hier im Norden bei dem ich mal eben Holz gucken könnte um mir klar zu werden was ich möchte und brauche. Entweder: Großhändler, nicht am Holz und Verkauf interessiert oder fast überall: Gar kein Holz da: „Müssen wir bestellen.“ Und ja, ich verstehe das man nicht alles da haben kann, aber wenn man dann gar keine Verbindung zum Holz vom Verkäufer spührt, wenn der noch weniger weiss worüber ich da gerade bei Holz rede, ja dann kann ich auch im Internet bestellen oder gar die Lust verlieren.
Datt schwere liegt aber – wie meist – so nah. Mein Lieblinkszimmermann kann tatsächlich auch Leimholz besorgen. Also gegen Geld wohlbemerkt, keine Bösewichte oder Drogen im Spiel.
Ich hätte ja gedacht, bei dem gibt es nur Konstruktionsvollholz und der Gleichen. Aber ne, man spührt das er Holz mag und so wurde auch das möglich. Nach vielr Bier, diversen Telefonaten und Hin- und Her-überlegerei wurden ein paar Leimholzplatten bestellt.
Ja, es steht noch mehr auf des Fuschers Liste ;)
Für die Abrundung der Tischplatte fand ich irgendwann auch was annähernd passendes, dieser Fräser brauchte aber Ewigkeiten bis er bei mir ankam und irgendwie 12mm Fräser-Schafft …. jaöhhäää…wiejawas… ich wollt ja schon immer mal nen vernünftigen Frästisch mit vernünftiger Fräse ; -)
Sowieso, das Motto der diesjährigen Winter-Fuscher-Saison ist „Vernünftig“. Wenn ich das versuche und auch mache (also Dinge vernünftig) – dann bleibt noch genügend Fusch übrig ;-) Drum dauert dieser Tage alles etwas länger, da ich es „vernünftig“ machen will: Die Absaugung an der CNC Fräse passt mir nicht – ok, dann baue ich es nun „vernünftig“. Die Absaugung in der Werkstatt allgemein passt mir nicht – ok, baue ich dann etwas „vernünftiger“, ach die ganze Fräse hier passt mir nicht – ok, *seufz* baue ich dann auch vernünftig… und so weiter und so weiter. Am Ende kommt da richtig Zeit zusammen ;-)
Im November hatte ich dann Besuch von Herrn D aus B. Ich erzählte im von meinem Plan und von meiner speziellen Idee aus dem Schränkchen zum ablegen eines Smartphones selbst eine Ladestation zu machen: „Joa, ich bau da nen QI Wireless Lader ein. Da gibt es welche zum Einlassen in Tischplatten, da braucht Mama dann nur noch ihr Gerät drauf legen und kein Kabel mehr anzuschliessen.“
„Das sieht doch scheisse aus!“, bekam ich zu hören. „Machs doch vernünftig.“ Ha, da war es wieder! „Wir könnten doch mal checken ob man den QI lader nicht durch Holz in Betrieb bekommt …“.
Und so war es dann: Herr B und ich zerlegten als erstes den gekauften QI Lader, gucketen was für Fräser in der Werkstatt lagen und mokelten uns bis in die Nacht einen zurecht bis unser Testlader funktionierte.
Mulde oben im Holz fürs Handy. Auf der Rückseite Einfräsung in die die Ladeelektronik passt. „Geil.“ sagte Herr B als wir mit der Fräsung fertig waren und strich mit seiner Hand über die Lademulde. Ich schüttelte den Kopf als ich selber fühlte und sagte: „Wenn, dann machen wir das wirklich vernünftig, da Schleifen wir erstmal nen büschn.“ – „Das Quatsch“, bekam ich zur Antwort, und doch zog ich es durch. Hatte ich doch quasi erst in der letzten Wintersaison gelernt, was man mit Schleifen und meiner lieben kleinen Mrs M aus Irka so erreichen kann.
Der Blick des Herrn IchMachAllesGleichOberordentlichUndhabKeinenSinn-FürPragmatismus-B beim drüberstreicheln entschädigt für jede Häme die er mir sonst als Fuscher entgegen bringt ;-) „Jetzt ist geil.“
120er, 240er, 600er, anfeuchten und trocknen lassen und noch mal 600er, zum Spass noch mal 1000er und geölt.
Klar, das wir auf der Rückseite auch meinen frisch reparierten (von Herrn B! Im Übrigen verdankt die Fräse auch ihm eine Lotrechte Z-Achse!) Laser ausprobieren mussten. Ein etwas lustlos schnell zusammengeschustertes Logo: „GKW: Geiles vom Knackarsch der Welt“.
Ich war von Anfang an nicht wirklich zufrieden mit dem Ding, min Froo mochte es gar nicht, und drum wurde die nächsten Wochen immer wieder dran gebastelt bis das Fuschstückchen entstand. Passt eben doch besser zum Fuscher: Fuschstückchen.
Von Mitte Oktober gingen also ca 6-7 Wochen ins Land bis alles so war, das wirklich begonnen werden konnte. Diverse „HowTo“s lagen bereit. Viele neue Fräser und selbst nen neuer Frästisch (Als Einsatz für die Tischkreissäge). Elektrobauteile und auch endlich Holz! Nur mit der Zeit war es wie immer: Die war knapp, die Arbeit rief noch nach ein paar Außeneinsätzen und zack stand Weihnachten vor der Tür: T-6 (Noch sechs Tage bis Heiligabend). Da kann ich ja nur hoffen das ich nichts vergessen habe zu besorgen, die Zeitmaschine im Notfall funktioniert und ich trotz der heranwachsenden Zeitnot nicht zu dem verfalle was ich sonst auch immer tue: Fuschen.
Immer dran denken: Butter = Mutter. Ohne Butter & Mutter, kein Sven.
Also … „vernünftig“ …. *seufzStöhnSchnauf* …